Zuerst war das Elektroauto
Man schrieb das Jahr 1862, als Nikolaus August Otto mit seinen ersten Experimenten zu einem Verbrennungsmotor begann. Ab 1876 kamen diese zum Einsatz. Durch den von Otto ausgelösten motorischen Impuls veränderte sich das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben entscheidend und das Auto prägt uns bis in die heutige Zeit.
Ca. 40 Jahre früher, im Jahr 1821, führte Michael Faraday vor, wie mit Elektromagnetismus eine regelmäßige Rotation erzeugt werden konnte. Damit wurde die Phantasie vieler Ingenieure und Konstrukteure befeuert. Über viele Jahre wurde die Entwicklung von Elektroantrieben betrieben bis 1881 das erste „offiziell“ anerkannte Elektrofahrzeug durch den Franzosen Gustave Trouvé entstand. Dabei handelte es sich um ein dreirädriges Fahrrad, das 12 km/h fuhr und eine Reichweite von ca. 25 km hatte. In Deutschland wurde das erste Elektroauto von der Maschinenfabrik A. Flocken in Coburg gebaut. Zwischen etwa 1895 und 1912 begann die großes Zeit des Elektroautos. Um 1900 waren in den USA ca. 34.000 mit Elektroantrieb registriert. Die Reichweite lag bei etwa 100 km (zum Vergleich die durchschnittliche Reichweite unserer heutigen Elektroautos liegt bei ca. 600 km). Im Jahr 1912 erreichte der Verkauf von Elektrofahrzeugen seinen Höhepunkt. Danach ging der Marktanteil massiv zugunsten der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zurück. Letztendlich haben sich die „Verbrenner“ wg. einiger Erfindungen und Innovationen wie dem Anlasser (der Motor musste nicht mehr mühsam und schweißtreibend mit der Kurbel angeworfen werden) und auch wegen der größeren Reichweite und damit größeren Unabhängigkeit, durchgesetzt. Im Gegensatz zu den Elektroantrieben deren Batterien sich schnell abnutzten, war Benzin sehr billig und der Motor pflegeleichter. Mit dem Beginn der Fließbandfertigung im Automobilbau durch Henry Ford wurde das Auto mit Verbrennungsmotor ein Massengut, das sich plötzlich viele Menschen leisten konnten, und hat unser globale Mobilität revolutioniert.
Zwar rutschten die elektrisch angetriebenen Fahrzeuge wirtschaftlich in die Bedeutungslosigkeit ab, aber das Experimentieren mit Elektroantrieben hat nie aufgehört. Ein Beispiel dafür ist der Elektro-Opel GT aus dem Jahr 1971. Der „Elektro-GT“ war ein normaler Opel-GT, der für den Betrieb mit Strom modifiziert wurde: z.B. vermisst man hier den typischen Vergaserbuckel auf der Motorhaube und auch alle Luftein- und –auslässe wurden verschlossen. Der „Elektro GT“ ist mit zwei Gleichstrom-Motoren von Bosch ausgestattet, die zusammen 120 PS entwickeln und sich kurzzeitig sogar bis auf 160 PS bringen lassen. Die vier Nickel-Cadmium-Batterien aus dem Flugzeugbau stammen von Varta und sind auf Rückbank und Beifahrerseite untergebracht. Die 280 Zellen wiegen 590 Kilo, der Opel GT selbst weitere 960 Kilo, so dass insgesamt 1,55 Tonnen zu bewegen sind – so viel wie bei einem Opel Diplomat B.
Mit diesem „Elektro GT“ fährt Georg von Opel im Mai 1971 sechs neue Weltrekorde für Elektro-Automobile ein:
- 1 Kilometer in 19,061 Sekunden bei einer Spitzengeschwindigkeit von 188,86 km/h
- 1 Kilometer stehender Start in 31,066 Sekunden bei 115,88 km/h
- ½ Kilometer stehender Start in 19,358 Sekunden bei 92,98 km/h
- ¼ Meile stehender Start in 16,869 Sekunden bei 85,87 km/h
- 10 Kilometer in 4 Minuten 43,69 Sekunden bei 126,89 km/h
- 10 Meilen in 7 Minuten 35,63 Sekunden bei 127,15 km/h
Mitorganisator Peter Laudensack vom Autohaus Laudensack in Bad Neustadt mit seinen guten Kontakten zu Opel-Classic in Rüsselsheim ist es zu verdanken, dass dieses einmalige Fahrzeug bei den „Fladungen Classics“ am 2. und 3. Juli in Fladungen zu sehen sein wird. Eine Gelegenheit, die nicht alltäglich ist und die man sich nicht entgehen lassen sollte, gerade in einer Zeit in der Elektromobilität aktuell ist wie nie. Mehr Informationen zu den „Fladungen Classics“